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4 - Entscheidungen im Rahmen einer beruflichen Selbstständigkeit treffen

Anforderungen an eine Unternehmerpersönlichkeit

Eine hohe Anzahl von gescheiterten Existenzgründungen zeigen, dass der Schritt in die Selbständigkeit gut überlegt sein sollte. Der Unternehmenserfolg hängt sehr von der Person des Existenzgründers ab. Ein Gründer muss bestimmte persönliche und fachliche Voraussetzungen erfüllen.

  1. Persönliche Voraussetzungen
    1. Belastbarkeit: in den jersten Jahren ist die zeichtliche, körperliche und psychische Belastung sehr hoch
    2. Verantwortungsbewusstsein: muss für seine Entscheidungen einstehen und manchmal gegen die eigenen Interessen verstoßen, im Sinne des Kunden und der Mitarbeiter
    3. Eigeninitiative: es gibt niemanden der einen antreibt
    4. Führungseigenschaften: MitarbeiterInnen führen und anspornen
    5. Risikobereitschaft: viele Entscheidungen sind auch mit einem Risiko verbunden
    6. Duchtsetzungsvermögen: darf sich nicht entmutigen lassen und muss gegenüber Mitarbeitern und Kunden einstehen
    7. Entscheidungsfreudigkeit: Entscheidungen müssen in der Gründungsphase schnell erfolgen
    8. Familiärer Rückhalt: die Familie muss in der Gründungsphase auf vieles verzichten und unterstützen
    9. Organisationstalent: muss Arbeit verwalten, koordinieren und übertragen
  2. Fachliche Voraussetzungen
    1. Fachkenntnisse: ohne eine Ahnung von den Inhalten geht nichts
    2. betriebswirtschaftliche Grundkenntnisse: Steuerrecht, Vertragsrecht und Rechnungswesen

Chancen einer Unternehmensgründung:

  1. höhreres Ansehen in der Öffentlichkeit
  2. Unabhängigkeit
  3. höheres Einkommen
  4. Selbstverantwortung und Selbstverwirklichung

Risiken einer Unternehmensgründung:

  1. Hohe Arbeitsbelastung: Gründungsformalitäten, Auftragsbeschaffung, Arbeitszeiten
  2. Einkommens- und Vermögensverluste: misslingt eine Unternehmensgründung, dann sind Einkommensverluste die Folge
  3. Verantwortung: GründerIn trägt nicht nur für sich selbst die Verantwortung, sondern auch für Mitarbeiter und deren Familien
  4. Verlust der sozialen Sicherung: Selbstständige müssen selbst für ihre soziale Sicherung sorgen (Sozialversicherungen müssen selbst gezahlt werden und werden nicht vom Bruttogehalt abgezogen)

Geschäftsplan

Vor der Ausarbeitung eines Geschäftsplan sollte man sich über die Zielgruppe Gedanken machen. Wenn die Zielgruppe fachfremd ist, müssen eventuell Fachbegriffe erklärt werden. Ein Geschäftsplan sollte nicht länger als 30 Seiten sein, auf technische Details sollte verzichtet werden, einen vollständen aber kurzen Abriss zu Chancen, Risiken und Aufgaben beinhalten und vor allem realistisch und sachlich sein, um nicht unglaubhaft zu wirken. Beim Inhalt kann man sich an folgendem Schema orientieren:

Zusammenfassung
  • grundlegende Idee
  • Wettbewerbsvorteile/Besonderheiten der Idee
  • Was soll angeboten werden
  • Zielmarkt
  • Ziele und Expansionschancen für das Unternehmen
  • Eckdaten, z.B. geplanter Umsatz, Gewinn, Kapitalbedarf
  • persönliche Kompetenzen
Grundinfos über das Unternehmen und rechtliche Verhältnisse
  • Name/Anschrift/Gründungsdatum
  • Gründe für die Gründung
  • Unternehmensgegenstand und -zustand
  • Rechtsform
  • Besitzverhältnisse / Gesellschafterstruktur
  • Höhe des Eigenkapitals / Möglichkeiten für eine nachträgliche Zufuhr von Eigenkapital
  • Zuständigkeit oder Befugnisse der Gesellschafter oder Mitinhaber
Idee des Unternehmens (Produkt)
  • Was soll an wen verkauft werden?
  • Worin liegt der besondere Vorteil des Produktes / der Dienstleistung, worin besteht der genaue Nutzen für den Kunden?
  • Wie ist der Stand der Entwicklung des Produktes / der Dienstleistung?
  • Warum ist die Idee ggf. einzigartig und nur schwer kopierbar?
Markt, Standort und Konkurrenz

Überprüfung der aktuellen Marktposition. Fakten zur aktuellen Marktsituation, Kunden und Standort.


Quellen für Markt- und Datenrecherchen sind:
Branchenzeitschriften Allgemeine Marktdaten, Betriebsvergleiche, Wettbewerb
Bundes- und Landesamt für Statistik Einwohner, Haushalte, Konsumverhalten
Fachliteratur Branchen
Gelbe Seiten Kunden, Wettbewerb
Internet Branchen, Wettbewerb
Kreditinstitute Betriebsvergleiche, Branchendaten
Markt- und Forschungsinstitute Betriebsvergleiche, Marktdaten, Kunden
Verbände / Kammern Branchendaten, Wettbewerb, Kunden
Zielmarkt
  • In welchen Markt soll das Unternehmen einsteigen und warum
  • Was beeinflusst den Markt (Gesetze, Verordnungen, etc)?
  • Wo sind die Chancen in dem Markt Fuß zu fassen

Marktentwicklung berücksichtigen (Kosten, Absatz)

Zielgruppe
  • Wer sind die potentiellen Kunden
  • Bedürfnisse der Zielgruppe
  • Warum sollten Kunden nicht bei der Konkurrenz kaufen?
Konkurrenz

Wettbewerbsanalyse der Konkurrenz:

  • Name und Anschrift
  • Leistungsangebot
  • Preis- und Werbepolitik
  • Kundenkreis
  • Umsatzschätzung
  • Standortbeurteilung
  • Besonderheiten (Qualität, Service)
  • Stärken und Schwächen
Standort

Standortanalyse anhand der Standortfaktoren

Marketing und Vertrieb

Marketingkonzept - wie soll das Unternehmen auf den Markt und die Zielgruppe ausgerichtet werden

Vertriebskonzept - Kosten/Nutzen-Analyse der geplanten Absatzwege

Preispolitik
  • Welche Preisstrategie / Preisgestaltung soll verfolgt werden?
  • Wollen sie ein teures Prestigeprodukt verkaufen?
  • Ihre Kostenkalkulation sollte die Preisuntergrenze darstellen. Was kostete die Herstellung eines Produktes oder die Erstellung einer Dienstleistung?
  • Welche Zahlungskonditionen (Zahlungsfristen, Skonti, Rabatte) gibt es?
Produktpolitik
  • Welche Produkte/Dienstleistungen wollen Sie anbieten?
  • Wie soll die Produktgestaltung sein?
  • Welche Serviceleistungen sollen angeboten werden?
Distributionspolitik
  • Welches sind die Absatzkanäle und -wege?
  • Wie werden die Verkaufsaktivitäten organisiert und durchgeführt?
  • Welche Anforderungen stellen die Produkte bezüglich der Lagerbarkeit?
Kommunikationspolitik
  • Wie werden potenzielle Kunden informiert?
  • Wie soll die Werbung aussehen?
  • Soll eine Verkaufsförderung, z.B. Tag der offenen Tür, durchgeführt werden?
  • Planen Sie Öffentlichkeitsarbeit?
Management und Personal
  • Wie sieht Ihr beruflicher Werdegang aus?
  • Ihre fachlichen und kaufmännischen Qualifikationen?
  • Welche Erfahrungen bringen Sie auf diesem Gebiet / in dieser Branche mit?
  • Haben Sie Führungserfahrungen?
  • Waren Sie bereits selbstständig?
  • Warum wollen Sie sich selbstständig machen?
  • Werden Sie sich mit einem Partner zusammen selbstständig machen? Was sind dessen Qualifikationen?
  • Wie wollen Sie ggf. bestehende Qualifikationsdefizite ausgleichen?
  • Welche personellen Unterstützungen können Sie ggf. aus der Familie erwarten? Welchen Rückhalt für Ihr Vorhaben finden Sie dort?
  • Wie viele Mitarbeiter sind geplant? Wenn sich darunter leitende Mitarbeiter befinden: In welchen Bereichen werden diese eingesetzt und wie werden sie entlohnt?

Standortfaktoren

Wer ein Unternehmen gründet bzw. mit einem bestehenden Unternehmen expandieren will und deshalb neue Standorte etablieren will, sollte sich über bestimmte Faktoren Gedanken machen. Anhand dieser kann ermittelt werden, ob der Standort für das eigene Unternehmen günstig ist.

Es gibt harte und weiche Standortfaktoren.

Harte Standortfaktoren sind Faktoren, die quantifizierbar sind, z.B. Verkehrsanbindung oder Mietkosten. Weitere harte Standortfaktoren sind: 

  • Lage
  • Transportkosten
  • Arbeitsmarkt
  • Steuern und Abgaben
  • Fördermittel
  • Rohstoffverfügbarkeit
  • Mitarbeiterentwicklung
  • Kundenanzahl

Weiche Standortfaktoren sind eher subjektive Faktoren, z.B. Wohnort der gegenwärtigen Angestellten politische oder bürokratische Verhältnisse. 


Weiterhin wird zwischen unternehmens- und personenbezogenen Faktoren unterschieden.

Unternehmensbezogene Faktoren sind Faktoren, die sich direkt auf auf die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens auswirken, z.B. Konkurrenzlage und wirtschaftliche Lage des Standorts.

Personenbezogene Faktoren sind Faktoren, die die Lebensqualität der Angestellten beeinflussen, z.B. Schulen/Ausbildungseinrichtungen, Freizeitangebot, medizinische Versorgung, Umwelt oder Wohnumgebung.


Im Bezug auf die Betriebswirtschaft kann auch noch zwischen beschaffungsorientierten, also Faktoren, welche sich auf die Versorgung mit Rohstoffen für die Produktion auswirken (z.B. Verkehrsanbindung), produktionsorientierten, also Faktoren, welche Einfluss auf den Produktionsprozess haben (z.B. Mitarbeiter), und absatzorientierten, also Faktoren, die sich auf den Absatz der eigenen Produkte auswirken (z.B. Lage), unterschieden werden.


Rechtsformen / Unternehmensformen

Zunächst werden die folgenden Rechtsformen unterschieden:

grafik.png

An die Unternehmensformen sind unter Umständen bestimmte Voraussetzungen gekoppelt, manche Formen müssen bspw. ins Handelsregister eingetragen werden oder sind nur mit mindestens 2 Personen gründbar.

image.png

GmbH

und

Einzelunternehmung

auswendig

 

 

 wissen

Kapitalbedarf bei einer Unternehmensgründung (Kapitalbedarfsplan)